Solidaritätsnote an die philosophische Fakultät der Universität Potsdam
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Solidaritätsnote an die philosophische Fakultät der Universität Potsdam

18 Stunden sind zu viel – Gegen Lehre vom Fließband!

Das wissenschaftliche Personal an Hochschulen lässt sich auf zwei Weisen ausbeuten: durch Prekarisierung und durch Überlastung. Die deutschen Hochschulen haben bisher, mit einer Befristungsquote von weit über 80%, vorwiegend den ersten Weg gewählt. Die Leitung der Universität Potsdam versucht nun einen groß angelegten Ausbau der Lehramtsausbildung auf die zweite Weise zu finanzieren: Sie will als neue Standardposition unterhalb der Professur Dauerstellen mit einem Lehrdeputat von nicht mehr maximal 8, sondern durchgängig 18 Wochenstunden einführen.

Das würde, wie es die Philosophische Fakultät in einem (inzwischen von der Fakultätsseite entfernten) offenen Brief formuliert hat, „eine gezielte Entwertung fachwissenschaftlicher universitärer Lehre“ bedeuten. Wissenschaftlich Beschäftigte hätten damit keine Zeit mehr, Lehre anspruchsvoll zu gestalten, selbst zu forschen und so Wissen auf dem Niveau der laufenden fachlichen Diskussion zu vermitteln. Akademische Lehre würde auf standardisierte Fließbandarbeit im Hochgeschwindigkeitstakt reduziert. Die Berufsbezeichnung ‚Wissenschaftler*in‘ verkäme damit zum Zynismus. Der Rat der Philosophischen Fakultät an der Universität Potsdam hat die einzig vertretbare Konsequenz gezogen: Er weigert sich, die von der Universitätsleitung geplanten Stellen auszuschreiben. Mit Beschluss vom 23.1.2019 schreibt er als maximales Lehrdeputat 12 Semesterwochenstunden fest.

Hier die Petition zeichnen: Bildung ist keine Massenware!

Das NGAWiss unterstützt den Widerstand der Philosophischen Fakultät gegen die Potsdamer Universitätsleitung. Die Lehr- und Forschungsarbeit an deutschen Hochschulen muss endlich solide finanziert und darf nicht durch weitere Prekarisierung und Überlastung der akademisch Beschäftigten zum unwissenschaftlichen Fließbandbetrieb umgebaut werden. In diesem Konflikt stehen alle in der Verantwortung, von der Bundes- und Landespolitik bis zu den Hochschulleitungen. Wer immer die Lage weiter verschlechtert, hat Gegenwehr zu erwarten. Dauerstellen müssen endlich die Regel werden, aber nicht zu Bedingungen, die gezielt ein Klassengefälle in der Gemeinschaft der Forschenden etablieren. 8 Semesterwochenstunden Lehre sind, wie alle Erfahrungen zeigen, mehr als genug für ernsthaft wissenschaftliche Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse. Wenn diese Standards so ungeniert ignoriert werden, erodiert das Wissenschaftssystem weiter, und besonders die Qualität der Bildung leidet – mit fatalen Folgen für alle.