Peter Ullrich (NGAWiss-Ko-Kreis; TU Berlin: Zentrum Technik und Gesellschaft & Zentrum für Antisemitismusforschung; Institut für Protest- und Bewegungsforschung, @textrecycling)
Der Text schildert die Entstehungsgeschichte des Netzwerks für Gute Arbeit in der Wissenschaft, stellt seine zentralen Forderungen, seine strategische Orientierung und Organisationsstruktur und seine bisherige Praxis, auch im Verhältnis zu anderen Akteuren dar und reflektiert diese – durchaus exemplarisch für das Politikfeld – im Kontext der grundsätzlich schwierigen Mobilisierungsbedingungen des akademischen Prekariats im neofeudal überformten akademischen Kapitalismus.
Die Personalkategorien in der nach „Statusgruppen“ sortierten Wissenschaft erinnern an Ständegesellschaften. Der Dritte Stand der Wissenschaft, die übergroße, aber von Machtpositionen weitgehend ausgeschlossene Mehrheit des akademischen Mittelbaus in unserem Verständnis des Begriffs, also alle wissenschaftliche Beschäftigten ‚unterhalb‘ der Lebenszeitprofessur, arbeitet unter mehrheitlich prekarisierten Arbeitsbedingungen: unfreiwillige Teilzeit, Überstunden, Projektabhängigkeit und vor allem nahezu alle betreffende Befristung (Ambrasat 2019; Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017). Diese Problematik verschärft sich in den letzten Jahren unter der Knute des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes zunehmend und überlagert sich mit anderen Strukturproblemen der Beschäftigung in der deutschen Wissenschaft, namentlich den feudalen Abhängigkeitsstrukturen des Lehrstuhlsystems und der forcierten Ökonomisierung und Managerialisierung. Die zur Problementwicklung gehörige Problemdiagnose verbreitet sich zunehmend und bestimmt mehr und mehr die hochschulpolitischen Debatten. Große Erfolge auf dem Weg zur Abstellung dieser Missstände sind bisher aber nicht zu verzeichnen. Die Handlungsbedingungen unter denen die Betroffenen für ihre Interessen zum Protest mobilisieren, sind widrig. Gerade die Struktur der Beschäftigungssituation selbst, die „prekäre Mobilität“[1] erschwert kollektive Interessensartikulation immens. Sie führt u.a. zu anpasserischem Verhalten statt zu Konfliktfähigkeit, sie verhindert Gremienengagement und sorgt für selbstunternehmerisch-karrieristische Subjektivitäten, die kollektivem Handeln entgegenstehen (Peter 2017; Rogge 2015; Ullrich 2019a).[2] Entsprechend niedrig ist beispielsweise der gewerkschaftliche Organisationsgrad beziehungsweise die Bereitschaft zu solcherart Engagement (Gallas 2018; Grühn et al. 2009 sowie mündliche Auskünfte der Gewerkschaften GEW und ver.di). Den skizzierten Bedingungen entsprechend schwierig gestaltete sich lange Zeit auch die Selbstorganisation der Betroffenen in Mittelbauinitiativen.
Trotz dieser widrigen Umstände ist das Feld in den letzten zehn Jahren in Bewegung geraten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat, insbesondere in den Zehnerjahren, viel geleistet, um die durch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz in Gesetzesform gebrachte exzessive Befristungsproblematik öffentlich zu skandalisieren (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft 2010, 2012) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat über Organizing-Projekte versucht, Wandlungsprozesse von unten anzuschieben.
Auf einer anderen Organisierungsebene sorgte seit Anfang 2017 das Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss[3]) für Aufsehen: mit Forderungen, die den Rahmen der bisherigen Diskussion ausweiten, mit sichtbaren Aktionen und vor allem mit der sprunghaften Vermehrung der Anzahl und der Sichtbarkeit von Mittelbauinitiativen, scheint NGAWiss das Feld widerständiger hochschulpolitischer Initiativen neu zu strukturieren. Der Dritte Stand der Wissenschaft, die größte Gruppe im Ständesystem der Hochschulen und Forschungseinrichtungen, mithin all die Lehrenden und Forschenden ‚unterhalb‘ vom präsidialen und professoralen Klerus und Adel,[4] tritt nun, so scheint es, mit eigener Stimme auf und zugleich als über die konkreten Mitgliedsinitiativen hinaus verbindender Akteur. Vor allem die von NGAWiss gemeinsam mit der GEW und ver.di ins Leben gerufene und von vielen großen Organisationen vom DGB bis zum Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands unterstützte Kampagne „Frist ist Frust“ hat für Aufsehen gesorgt und selbst in bekanntermaßen eher konservativen bildungspolitischen Kreisen bis hin zum CDU-geführten BMBF beachtliche Resonanz erzielt – die Forderung nach zumindest weniger Befristung machte man sich auch dort zueigen.[5]
Was ist dieses Netzwerk? Wer steckt dahinter? Wie entstand es? Wie arbeitet es? Welchem strategischen Konzept wird dabei gefolgt? Welche Ziele werden verfochten? Und wie verhält sich NGAWiss zu den anderen Akteuren im Feld, namentlich den Gewerkschaften? Dieser Aufsatz soll auf all diese Fragen Antworten geben und diese für zukünftige Organisierungsprozesse im hochschulpolitischen (Kampf-)Feld kritisch reflektieren – aus der entsprechend partikularen Innenperspektive eines von Anfang an Beteiligten, der zugleich jedoch als wissenssoziologisch geprägter Protestforscher immer auch einen Metablick auf die eigene Organisation einzunehmen gewohnt ist.[6]
Die Entstehung des Netzwerks lässt sich auf zwei ‚Hauptquellen‘ zurückführen. Die erste ist eine spontane Arbeitsgruppe auf einer Berliner Tagung zu kritischer Wissenschaft, die sich der Frage der Möglichkeit von Streiks an den Hochschulen widmete und die Idee eines bundesweiten Bildungsstreiks gegen die Prekarisierung der Arbeit an den Hochschulen aufbrachte.[7] Die Frage der Möglichkeit von Streiks im Bildungssektor generell (in dem es auch viele andere prekarisierte Beschäftigungsformen gibt, insbesondere weit verbreitete Soloselbständigkeit) war etwa zeitgleich auch Diskussionsgegenstand im Berliner Netzwerk Prekäres Wissen.[8] Diese sich stark überlappenden Personen(kreise)[9] trafen in der Folge des Streikworkshops unregelmäßig zusammen, um über die Perspektiven eines bundesweiten Bildungsstreiks zu diskutieren und diesen möglichst anzuschieben. Schnell zeigte sich jedoch, dass die meisten Voraussetzungen für die Verwirklichung eines solch ambitionierten Plans fehlten. Das begrenzte (zeitliche) Commitment beruflich viel beschäftigter Beteiligter und sehr unterschiedlich verteilte praktische Erfahrungen mit (bildungspolitischen) Kämpfen waren dafür nur Symptome. Entscheidende Mobilisierungs- und Streikhindernissen wurden v.a. in der strukturell stark begrenzten Konfliktfähigkeit der akademischen Prekarier*innen gesehen, die sich nicht zuletzt im Fehlen einer zentralen Organisierungs- oder Vernetzungsstruktur der relevanten Akteure im Feld ausdrückt.
Der erste Organisierungsschritt war entsprechend ein Akteursmapping. Neben den explizit als Mittelbauinitiativen auftretenden, gehörten dazu auch Nachwuchsgremien in Fachgesellschaften, überregionale Interessensgruppen oder auch aktive Personalräte. Diese wurden mit der Idee des Aufbaus einer Vernetzung kontaktiert. Es ging um die dringend notwendige Schaffung einer Kommunikationsinfrastruktur, die gemeinsame Aktionen ermöglicht, beispielsweise um „auf Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst ein[zu]wirken oder sogar in Hinblick auf die Bundestagswahl im September 2017 auf einen breiten Hochschulstreik zu[zu]arbeiten“ – so der Gründungsaufruf für das Mittelbaunetzwerk, der Ende 2016 von der Initiativgruppe, zu der immer mehr Personen stießen, veröffentlicht wurde.[10]
Die formelle Gründung fand schließlich am 21. Januar 2017 in Leipzig im Anschluss an eine Tagung zur Beschäftigungssituation im Mittelbau statt.[11] Über 100 Teilnehmer*innen von 34 Hochschulen und Forschungseinrichtungen, viele organisiert in lokalen Mittelbauinitiativen, trafen an diesem im religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig zusammen. In Workshops und übergreifenden Diskussionsrunden verständigten sie sich auf inhaltliche Eckpunkte und ein Organisationsprinzip – das Netzwerk war geboren. Die in Leipzig gefassten Beschlüsse sind weiterhin maßgebliche, wenngleich inzwischen weiterentwickelte und in der Alltagspraxis spezifizierte, Orientierungspunkte für das Netzwerkhandeln. Und auch andere maßgeblich prägende Aspekte sowie einige Herausforderungen, traten schon hier sichtbar zu Tage, u.a.
Die Beschlüsse und die genannten Herausforderungen prägten die Arbeit des Netzwerks fortan stark.
Die beschlossenen inhaltlichen Grundlinien fokussieren zwei eng miteinander verbundene Themenfelder: Gute Arbeit in der Wissenschaft (in einem umfassenden Sinne) und die radikale Demokratisierung von Hochschule und Forschung. Die Pressemitteilung zur Gründung fasste diese Kernanliegen in zwei konkreten mittelfristigen Forderungen zusammen:
Neben dieser thematischen Verbindung von sozialpolitischen und demokratieorientierten Anliegen wurde eine weitere Doppelorientierung festgehalten und spiegelt sich in der Namenspolitik des Netzwerks wieder: das Netzwerk soll zum eine die Stimme des Mittelbaus im Statusgruppensystem Wissenschaft sein und mit seiner Gründung eine Repräsentationslücke zwischen den Vertretungsorganen der Studierenden (Freier Zusammenschuss der Studierendenschaften, fzs), Hochschullehrer*innen (Deutscher Hochschulverband, DHV), Hochschulleitungen (Hochschulrektorenkonferenz, HRK) sowie der Wissenschaftspolitik schließen sowie fortan für Medien, Politik und Wissenschaftseinrichtungen als bundesweite Interessensvertretung des Mittelbaus[13] selbst auftreten. Seinen Niederschlag findet das in der Bezeichnung „Mittelbau“ in der Internetdomain und der Facebookpräsenz des Netzwerks. Diese Statusgruppenvertretung sollte zum anderen allerdings klar in einer nichtexklusiven, solidarischen Haltung gegenüber und zusammen mit anderen Status- und Beschäftigtengruppen erfolgen. Denn es ist gemeinsame Überzeugung, dass Demokratisierung und gute Arbeit für alle gelten sollen und auch praktisch nur in statusgruppenübergreifender Solidarität erreicht werden können. Im Netzwerk und der Gründungsgruppe engagierten sich entsprechend auch solidarische Professor*innen und Studierende; einige der Mitgliedsinitiativen organisieren auch explizit administrativ-technisches Personal, bspw. die Frankfurter Gewerkschaft „unter_bau“, die Initiative „Uni Kassel unbefristet“ oder die statusübergreifende und basisgewerkschaftliche Betriebsgruppe an der Humboldt-Universität Berlin. Mit dem „fzs“ oder der vor allem von Schüler*innen und Studierenden geprägten Bildungskampagne „Lernfabriken Meutern“ bestehen enge Kontakte. Das Selbstverständnis lässt sich, nur scheinbar paradox, als Statusgruppeninteressensvertretung ohne Statusgruppendünkel und -exklusivität beschreiben. Die Probleme und damit auch die Mittel ihrer Behebung unterscheiden sich zwar zwischen den Statusgruppen und verlangen deshalb spezifische Ansätze, jedoch ist die Zielperspektive universalistisch und gruppenübergreifend solidarisch.
Diese Doppelorientierung spiegelt also nicht nur die Überzeugungen der Netzwerker*innen wider, sondern hat auch eine strategische Komponente. Weit über die Repräsentationsfunktion hinaus geht es auch darum, die hochschulpolitische Debatte voranzutreiben und zuzuspitzen, das einengende Korsett der Diskussion über Reformideen zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz zu transzendieren und grundlegende, nicht technokratische Visionen für Hochschule und Forschung zu popularisieren, die sich der Freiheit der Forschung und der Kritik verpflichtet sehen, der wissenschaftlichen Erkenntnis zugunsten der Menschen und guten Studienbedingungen im Sinne eines aufklärerischen Bildungsideals statt dem Verwertungsdruck, der Marktoptimierung und Managerialisierung im Zeichen des akademischen Kapitalismus (Münch 2011; Slaughter & Rhoades 2009).
Die Zugkraft dieses zuspitzenden Ansatzes konnte schon im Gründungsprozess beobachtet werden. Viele waren mit durchaus begrenzten Hoffnungen auf das Anstreben kleinerer Verbesserungen nach Leipzig gekommen, waren vorsichtig bei radikaleren Vorschlägen. Am Ende wurde sogar die Forderung nach Abschaffung der Professur zumindest sehr wohlwollend diskutiert.
Dass diese beiden oben erwähnten radikalen Forderungen der Gründungstagung, die deutlich über die bisher die Diskussion bestimmenden Forderungen des Templiner Manifest der GEW hinaus gehen, am Ende konsensuell verabschiedet wurden, war Teil eines Prozesses des Aufbaus von Begeisterung und gegenseitigem Ermutigen. Diese klaren Zuspitzungen sind sicherlich ein relevanter Mosaikstein in der Attraktivität des Netzwerks für Betroffene sowie Teile der Medien und der progressiven Bildungspolitik. Zugleich ist auch klar, dass der Anspruch, immer auch die Interessensvertretung für die Statusgruppe zu sein, eine weitgehende Offenheit und Toleranz erfordert, ein kooperatives Miteinander mehr oder weniger weit gehender Forderungen und hochschulpolitischer Reformvorstellungen, mehr oder weniger großer Nähe zu den kritisierten Institutionen und nicht zuletzt für unterschiedliche Handlungsformen.
Eine umfänglichere Ausformulierung fanden die programmatischen Anliegen in den im Frühsommer 2017 beschlossenen „Forderungen des Netzwerks für Gute Arbeit in der Wissenschaft – Für faire Beschäftigung an deutschen Hochschulen!“ (Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft 2017). Die detaillierten hochschul- und forschungspolitischen Ziele des Netzwerks waren in einem mehrmonatigen Prozess im Anschluss an das Leipziger Gründungstreffen ausgearbeitet und beim einem weiteren bundesweiten Treffen finalisiert worden. Sie wurden 31. August 2017 in der Bundespressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie konkretisieren die Haupanliegen in Hinblick auf bestimmte Subgruppen des Mittelbaus bzw. Phasen der Laufbahn oder auf verschiedene institutionelle Aspekte.
Eine noch bestehende programmatische Lücke soll durch eine weitere, aktuell in der Ausarbeitung befindliche Forderung geschlossen werden, die sich für den Abbau von Ungleichheiten und Diskriminierung nach Herkunft (sozial und ethnisch), Hautfarbe, Geschlecht, Behinderung, Alter usw., auch in ihrer intersektionalen Verflechtung, ausspricht.
Im Zuge der Fokussierung vieler Mitgliedsinitiativen und auch der Arbeit des Koordinierungskreises (s.u.) auf die meist als besonders dringlich empfundene Befristungproblematik, dreht sich die weitere inhaltliche Diskussion im Netzwerk um verschiedenen Personalstrukturmodelle oder Charakteristika von auch für die Beschäftigten akzeptablen Laufbahnwegen. Dazu werden aktuell auch eigene Erhebungen unter wissenschaftlich Beschäftigten zur Praxis des WissZeitVG für die Beschäftigten geplant (durch die AG „Gegenevaluation“[14]), verschiedene Konzepte verglichen und Leitlinien festgehalten, anhand derer sich ein besseres Personalkonzept bewerten und entwickeln lässt. Die vorhanden Affinitäten zu existenten Modellen reichen dabei von Varianten des Lecturer-Reader-Modells bis hin zur völligen Abschaffung der Professur – auch in Abgrenzung zu Tenure-Track-Modellen, die weiterhin starke Elemente von Infantilisierung und Dauerevaluation beinhalten.
Die zum Gründungstreffen entwickelte und fortan teilweise auch realisierte Struktur des Netzwerks ist angesichts der schwachen organisationalen Ressourcen eher informell und horizontal. Die Organisation, als vor allem Netzwerk von Initiativen, soll ein Bindeglied zwischen den Mitgliedsinitiativen (und dazu auch den aktiven Einzelmitgliedern) sein, deren ‚von unten‘ kommende Initiativen unterstützen oder im Netzwerk verbreiten, um anderen Anregungen zu geben (Verstärker- und Verteilerfunktion). Das Netzwerk als Organisation bündelt und ‚speichert‘ Wissen und Kompetenzen, die die Kapazitäten einzelner Mitgliedsinitiativen überfordern. Es ist Bewegungsgedächtnis und Träger sachlicher Expertise im hochschulpolitischen Feld, in dem kontinuierlich viele jüngere Menschen politisiert werden – oft ohne über Erfahrungen in Protestpolitik oder Wissen über (hochschul)politische Auseinandersetzungen der Vergangenheit zu verfügen. Über die Möglichkeit des individuellen Engagements (d.h. v.a. Mitarbeit in Ko-Kreis, AGs oder über die Plattform „Slack“, s.u.) ist auch unter den Bedingungen prekärer Mobilität ein mehr oder weniger kontinuierliches Dabeibleiben möglich.
Die Arbeit über und neben den Mitgliedsinitiativen leistet zum einen der Koordinierungskreis (kurz Ko-Kreis), der aus der Gründungsgruppe hervorgegangen, aber für alle Interessierten offen ist, und seine Zusammensetzung auch kontinuierlich wandelt.[15] Der Ko-Kreis trifft sich zweimal monatlich zum Jour Fixe in Berlin und ermöglicht anderen die Teilnahme per Videokonferenz. Dazu gibt es AGs, die sich temporär verschiedenen Themen (Aktionen, Kampagnen, Materialien, interne Prozesse u.a.) widmen und meist Mitglieder aus Koordinierungskreis und Mitgliedsinitiativen umfassen. Grundsatzentscheidungen (z.B. zu programmatischen Forderungen oder der Struktur des Netzwerks bzw. zu Legitimationsprinzipien) wurden jeweils auf den bisher mindestens jährlich stattfindenden bundesweiten Netzwerktreffen beschlossen. Ansonsten arbeiten die Mitgliedsinitiativen wie auch der Ko-Kreis weiter unabhängig.
Für die interne Kommunikation sind also Präsenzöffentlichkeiten weiter sehr wichtig, doch geschieht auch sehr viel über soziale Medien (Twitter und Facebook) sowie die Kommunikationsplattform Slack – eine Art Intranet für alle Netzwerkaktiven. Dort werden Informationen geteilt und Diskussion der AGs geführt. Kurzfristige wichtige Entscheidungen, beispielsweise zu öffentlichen Stellungnahmen des Netzwerks, können hier diskutiert und abgestimmt werden. Impulse zu konkreten Interventionen, beispielsweise zum Verfassen Offener Briefe, sind immer wieder in der Twittercommunity und/oder im Slack entwickelt und geplant worden. Auf diese Art gelingt es immer wieder auch Personen an Interventionen zu beteiligen, die weder im Ko-Kreis noch in einer Mitgliedsinitiative aktiv sind, weil es an vielen Standorten schlicht keine gibt.
An die interessierte Öffentlichkeit und das eigene Umfeld richtet sich ein E-Mail-Newsletter und für besonders wichtige Fragen gibt es noch einen E-Mail-Verteiler der Mitgliedsinitiativen.
Dieser Struktur mehrerer, sich teilweise überlappender Kommunikationsebenen kann man Unübersichtlichkeit und durchaus gewisse Legitimitätsdefizite vorwerfen. Sie ist aber vor allem der spezifischen Situation der Zielgruppe geschuldet. Eine organisationale Struktur mit deutlich höherem Formalisierungsgrad und damit größerer prozeduraler Legitimität, aber eben auch größerem finanziellen und personellen Beteiligungsaufwand, würde die organisatorischen Kräfte vieler Mitgliedsinitiativen überfordern, die oft auch klein sind, unter der Volatilität der prekären Mobilität leiden oder mit ihren Aktivitäten vor Ort schon an der Grenze der Belastbarkeit arbeiten. Langfristig werden aber solche Strukturen mit Geschäftsstelle und etwas stärker formalisierten Entscheidungswegen und Sprecher*innenpositionen angestrebt – doch das verlangt noch viel Organisationsaufbau und Ressourcenaquirierung. Solang werden neben den Online-Kommunikationsmedien v.a. die Jahrestreffen genutzt, um auch Feedback und Unstimmigkeiten aufzufangen. De facto hat der Ko-Kreis, der sich bisher auch als einziger in der Lage sah, die mindestens jährlichen bundesweiten Treffen zu organisieren, dadurch jedoch eine sehr einflussreiche und bestimmende Rolle für die Außenwirkung. Doch das war nie Gegenstand eines Konflikts. Nur Wünsche nach mehr Unterstützungsangeboten des Ko-Kreises für die Initiativen wurden deutlich artikuliert.
Das Netzwerk ist mittlerweile gefragter Ansprechpartner für Medien oder Podien – Aufgaben, die meist von Ko-Kreis-Mitgliedern wahrgenommen werden. Faktisch ist die Rolle des Ko-Kreises auch deutlich initiativer als ursprünglich im Ansatz des „Verstärkens und Verteilens“ angestrebt worden war. Teilweise arbeitet der Ko-Kreis wie eine eigene Initiative, plant Aktionen, wendet sich an die Öffentlichkeit oder mögliche Bündnispartner*innen. Dies liegt daran, dass viele Ko-Kreis-Mitglieder sich nicht zusätzlich intensiv in einer lokalen Mittelbauinitiative engagieren können und dass fast gleichzeitig stattfindende oder schon existierende Organisationsansätze in Berlin mehr oder weniger im NGAWiss-Ko-Kreis aufgegangen sind.[16] Diese und immer wieder dazustoßende einzelne Interessent*innen bildeten recht bald eine zweite Generation von Träger*innen des Ko-Kreises, die auch implizite Selbstverständnisse der bisherigen Gruppe herausforderten, während sich zentrale Gründungsmitglieder (meist beruflich bedingt) teils zurückzogen. Die ursprüngliche Initiativgruppe war wesentlich von Promovierten und Habilitierten Aktiven geprägt, während später noch mehr Promovierende und teils auch Studierende dazu kamen. Diese Veränderungen, verbunden mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen in anderen politischen Gruppen, trugen sicher ihren Teil zu kleineren Konflikten, beispielsweise um Fragen des Geschlechterverhältnisses, der Kommunikationskultur und der Entscheidungsfindungsmodalitäten, bei. Zur Reflexion solcher wie auch inhaltlicher Fragen führt der Ko-Kreis gelegentlich reflexions- und bilanzorientierte Retreats durch.
Inwiefern einzelne lokale Ansätze auch durch die Arbeit des Netzwerks und des Ko-Kreises verallgemeinerbar sind, ist noch abzuwarten. Der Ko-Kreis bemüht sich, besonders erfolgreiche Mitgliedsinitiativen mit einer gewissen Strahlkraft im Feld, wie „Uni Kassel unbefristet“ (s.u.), diskursiv zu unterstützen sowie deren Ansätze und Erfahrungen publik zu machen. Allerdings geht dieser Ansatz nur in gewissen Grenzen auf. Bisher ist noch keine Initiative einer beteiligten Gruppe zur allgemeinen Kampagne geworden und die vielfältige Aktivitäten des Ko-Kreises begrenzen seine (zeitlichen) Ressourcen, als konkreter Förderer und Unterstützer der Mitgliedsinitiativen tätig zu sein. Insofern bleibt das Netzwerk bisher ein eher lockerer Verbund.
Die konkrete Arbeit der Initiativen vor Ort vermittelt sich dennoch in die allgemeine Entwicklung und hatte beispielsweise auch Einfluss darauf, dass ein ursprüngliches Anliegen des Netzwerks – der bundesweite Bildungsstreik zur Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen – als unmittelbares Handlungsziel doch deutlich in den Hintergrund trat. Das hat nicht nur mit einer realistischen Einschätzung der eigenen Mobilisierungsfähigkeit, sondern auch mit der Verantwortungsdiffusion (zwischen Bund, Ländern und einzelnen Einrichtungen wie den Hochschulen) im deutschen Wissenschaftssystem sowie dem restriktiven deutschen Streikrecht und der damit verbundenen korporatistischen Struktur der Tarifauseinandersetzungen zu tun. Dazu kommt, dass viele Tätigkeiten der vertretenen Gruppen (Studierende, Privatdozent*innen, Lehrbeauftragte) überhaupt nicht tariflich reguliert sind. Dementsprechend waren Mobilisierungserfolge – Protesterfolge im Sinne erreichter konkreter Ziele sind hingegen noch rar – der Mittelbauinitiativen oft an sehr konkrete Kontextbedingungen gebunden. „Unter_bau“ in Frankfurt konnte sich als alternative Gewerkschaft neben GEW und ver.di vor allem deshalb konstituieren, weil die Universität Frankfurt als Stiftungsuniversität tariffähig ist und somit der Mobilisierungsraum kleiner als im Allgemeinen üblich ist. Bei „Uni Kassel unbefristet“ ist der eingeschlagene Weg (Druck auf die eigene Universität mit dem Ziel einer Entfristungsoffensive auszuüben) sehr spezifisch (neben Basismobilisierung und erfolgreicher lokaler Öffentlichkeitsarbeit v.a. über das Mittel der Personalversammlungen). Fachgesellschaftsinitiativen hingegen zielen eher auf die allgemeine Etablierung beziehungsweise Beeinflussung des Diskurses oder auf konkrete beschäftigtenfreundliche Regelungen u.a. in Ethikkodizes der Fächer (vgl. dazu Ullrich 2016).
Mobilisierungserfolge in der Hochschulpolitik brauchen, dies zeigen die Erfahrungen in der Zeit des Bestehens des Netzwerks, oft weniger das große, abstrakte Ziel als vielmehr eine genaue Analyse spezifischer, lokaler Strukturen und Handlungsbedingungen. Zudem zeigte sich, dass die Initiativen sehr unterschiedliche (oft gar nicht so explizite) Selbstverständnisse haben. Sie arbeiten teilweise stark orientiert an und in den Organen der akademischen Selbstverwaltung der Gruppenuniversität (mit Beteiligung an Wahllisten für Senatswahlen u.ä.), teilweise deutlich freier, eher in einer Diskurs- und Kampagnenorientierung. Sie arbeiten auch mal mehr, mal weniger eng mit Gewerkschaften oder Betriebs/-Personalräten zusammen. Ein großes Motiv für das Zusammenkommen ist auch das Bedürfnis nach Austausch und Ablassen von Frust über die prekären eigenen Arbeitsbedingungen. Dieses Moment ist auch nicht nur aus psychohygienischer Sicht wichtig, sondern auch als Stoff für Solidarität und Quelle von Wissen über die differierenden institutionellen Praxen.
Die bisherigen Überlegungen zeigen, dass eine Situation der strukturellen Schwäche und zugleich eine durchaus wütende Aufbruchstimmung die Koordinaten des jungen Organisierungsprojekts markieren. Die in NGAWiss zusammenfindenden Handlungsansätze müssen auch als Suchprozess nach einem Kanal für die Wut und einem Ansatzpunkt für tatsächliche Veränderungen trotz aller Widrigkeiten verstanden werden, eine Suche in einem Feld, in dem sich wirksame hochschulpolitische Hebel nicht leicht ausmachen lassen.
Diese restringierten Bedingungen teilt NGAWiss weitgehend mit anderen Akteuren im Feld, die eine verwandte Agenda verfolgen, namentlich den Gewerkschaften GEW und ver.di. Beide konkurrieren trotz inhaltlich weitgehend identischer Ziele und immer wieder auch gelingender Kooperation zumindest im Bereich Hochschule und Forschung untereinander um Mitglieder und Organisierungsbereiche. In dieser Haltung haben Funktionsträger*innen beider Organisationen NGAWiss daher von Anfang an auch mit Argusaugen als möglichen Konkurrenten beobachtet. Die Netzwerkgründer*innen hingegen, überwiegend Gewerkschaftsmitglieder, wollten das Netzwerk als eine quer zur gewerkschaftlichen Organisierung liegende, also eher ergänzende Struktur entwickeln. Die Idee: Indem man die bereits existierenden Mittelbauinitiativen organisiert und unterstützt, fördert man eine Ebene des Engagements, die für die Gewerkschaften nicht leicht erreichbar ist bzw. (potenzielle) Aktivist*innen, die aufgrund der habituellen Gewerkschaftsferne vieler wissenschaftlichen Bildungsarbeiter*innen (Gallas 2018; Grühn et al. 2009) nicht auf diesem Weg zu erreichen wären.
Die Arbeit des Netzwerks zielt aber durchaus auch darauf, die Zielgruppe zu gewerkschaftlichem Engagement bzw. Gewerkschaftsmitgliedschaften zu bewegen. Erfolge in dieser Hinsicht sind schließlich eine wesentliche Voraussetzung, um ernsthaft und mit Konfliktmacht die Interessen des Mittelbaus zu vertreten, insbesondere dessen Anliegen tariffähig zu machen. Solange der Bereich Wissenschaft in den Gewerkschaften und ihren Tarifkommissionen nur schwach vertreten ist, besteht hier kaum Aussicht auf Erfolg. Die Erfahrungen der TVStud-Kampagne für einen Tarifvertrag der studentischen Beschäftigten in Berlin können hier Vorbild sein. Die beiden Gewerkschaften hatten die Unterstützung der studentischen Tarifinitiative und insbesondere die Kündigung des Tarifvertrags als Voraussetzung für die Aufnahme des Arbeitskampfes an eine maßgebliche Erhöhung des gewerkschaftlichen Organisierungsgrads geknüpft, um grundsätzlich ausreichend konfliktfähig zu sein. So gelang es die materiellen und organisatorischen Ressourcen der formalen Organisation und den Kampfgeist und Idealismus vieler, teils auch unorganisierter, Aktivist*innen zum allgemeinen Nutzen zusammenzubringen, die konkreten Ziele umzusetzen und zugleich langfristige Organisationeffekte auszulösen. Ob ähnliche Effekte durch NGAWiss zu erreichen sind, muss sich noch erweisen, da die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften zwar von Anfang an besteht und kontinuierlich ausgebaut wird, aber ohne verbindliche oder verpflichtende Strategien des Unionizing.
Mehrere kleinere und größere Veranstaltungen wurden jedenfalls bisher gemeinsam organisiert. In der gemeinsamen Kampagne „Frist ist Frust“ trug NGAWiss als externe Struktur sogar zur Bündnisfähigkeit der konkurrierenden Gewerkschaften bei. Gewerkschaft aus Sicht von NGAWiss muss allerdings auch breiter verstanden werden: in NGAWiss sind auch Initiativen und Gruppen organisiert, die in syndikalistischer und basisdemokratischer Orientierung dem konsenslastigen Korporatismus der DGB-Gewerkschaften äußerst kritisch gegenüberstehen.
Das Verhältnis des Netzwerks zu den Gewerkschaften lässt sich vielleicht wie folgt zusammenfassen: NGAWiss arbeitet quer zu den gewerkschaftlichen Strukturen, aber nicht in Kokurrenz zu diesen und in einer gewerkschaftlichen Perspektive, mit den Gewerkschaften einig in den meisten inhaltlichen Grundorientierungen, aber nicht zwingend im Handlungsansatz und konkreten strategischen Fragen. Als breiter organisierender Bündnisakteur nimmt NGAWiss mehr die Sache in den Blick als das Label, unter dem für sie gefochten wird. Dass eine Vielzahl von Mittelbauinitiativen in den letzten Jahren aktiv geworden sind, spricht für die Attraktivität dieses Ansatzes und – aus Sicht der Gewerkschaften – womöglich für die Notwendigkeit eines Umdenken hinsichtlich Ansprache und Organisierung im Bereich Wissenschaft.
Mit der Pressemitteilung zur Gründung und der Präsentation der eigenen Forderungen auf der Bundespressekonferenz betrat NGAWiss die öffentliche Bühne. Seitdem war das Netzwerk präsent mit seinen zentralen Handlungsstrategien Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung/Bildung, Lobbying, öffentlichem Protest und kontinuierlicher Vernetzungsarbeit.
Die Öffentlichkeitsarbeit kann angesichts der geringen Ressourcen als durchaus erfolgreich bewertet werden. Wichtige wissenschaftspolitische Foren wurden und werden regelmäßig erreicht, Positionspapiere, Stellungnahmen und Interviews wurden in der allgemeinen Presse und den einschlägigen Themenmedien (Blog von J.M. Wiarda, Chancen-Newsletter der Zeit, DUZ, andere Fachportale usw.) publiziert. Das Netzwerk ist mittlerweile gefragter Gesprächspartner für Journalist*innen und wird regelmäßig zu Podien und Kongressen geladen. Über die sozialen Medien wächst kontinuierlich die Reichweite für Inhalte des Netzwerks. Das Netzwerk als Kommunikationsknoten hatte beispielsweise entscheidenden Anteil an der Etablierung des von einem im Netzwerk und bei der GEW Aktiven erdachten Hashtags #unbezahlt, unter dem auf Twitter nach dem Vorbild von #metoo und #metwo mehrere Monate lang Betroffene unhaltbare Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft aus ihrer persönlichen Erlebensperspektive skandalisierten. Sie beschrieben – wiederum mit medialer Resonanz – krasse Praktiken und extreme, bis dahin weitgehend individualisierte Leidenserfahrungen. Eine ähnliche Dynamik entfachte die Bayreuther Erklärung der Universitätskanzler*innen vom Herbst 2019. In dieser sprachen sich die obersten Verwalter*innen der Universitäten für die Beibehaltung eines hohen Befristungsanteils aus, da die Universität primär der Qualifizierung diene. Auch diese führte zu einem Aufschrei in den Social Media und die Stellungnahmen, nicht zuletzt die des Netzwerks etablierten eine gegenhegemoniale Sichtweise; sie machten aus der Bayreuther Erklärung eine „Bayreuther Bankrotterklärung“.[17]
Die Aufklärung und Bildungsarbeit des Netzwerks überschneidet sich mit der Öffentlichkeitsarbeit, setzt aber doch auch eigene, spezifische Akzente. Dabei geht es um die Aufbereitung von Informationen zur prekären Lage des Mittelbaus,[18] die Auseinandersetzung mit Alternativen und Visionen (Personalmodelle, Hochschulstrukturen und die gesamte Wissenschaftskultur) sowie die Auseinandersetzung mit den hartnäckigen Argumentationen der Gegner*innen, also v.a. derjenigen, die die für die Betroffenen oft höchst leidvolle Situation kleinreden, beschönigen oder mit höheren Zwecken zu legitimieren versuchen.[19] Diesen Zwecken dient natürlich auch die Rege Präsenz von Netzwerkaktiven bei Vorträgen und auf Podien.
Lobbying spielt eine bisher eher untergeordnete Rolle. Dennoch gibt es unregelmäßige Treffen mit Bildungspolitiker*innen in einzelnen Ländern und auf Bundesebene, bzw. verstärkten bei konkreten Anlässen oder Kampagnen. Wenig überraschend ist dabei der Kontakt zu linken und linksliberalen Politiker*innen von Linken, Grünen und SPD ausgeprägter.
Sehr deutlich ist die aktivistische Orientierung auf Protest. Das bundesweite Treffen im Herbst 2017 wurde beispielsweise in zeitliche Nähe zur Sitzung der Hochschulrektorenkonferenz gelegt, die mit dem Slogan auftritt „die Stimme der Hochschulen“ zu sein. Mit einer Protestkundgebung vor der HRK-Sitzung und einer uneingeladenen, aber notgedrungen von der HRK akzeptierten Selbsteinladung in das Plenum, wurde den Rektor*innen (die mehrheitlich das starke Befristungsausmaß gutheißen[20]) die miserable Lage des so genannten „Nachwuchses“ vor Augen geführt. Mit kleineren Aktionen zeigte sich NGAWiss immer auch solidarisch mit anderen Initiativen, durch Demonstrationsteilnahme und Reden für die TVStud-Kampagne oder die Lehrenden, die sich 2018/19 in Potsdam gegen die drastische Erhöhung der Lehrdeputate wehrten oder bei den Besetzerinnen des Instituts für Sozialwissenschaften der HU Berlin, die sich für den linken Sozialwissenschaftler Andrej Holm einsetzten.
Die Bündnis-Kampagne „Frist ist Frust“, die alle oben erwähnten Handlungsebenen bespielte, ist bisher sicherlich der größte Erfolg des Netzwerks. Das Kampagnenziel war, die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern zur Fortführung der Hochschulpakte zu nutzen, um die zukünftig dauerhaft zur Verfügung stehenden Mittel (jetzt im „Zukunftsvertrag Studium und Lehre Stärken“) auch verbindlich zur Finanzierung dauerhafter Beschäftigung zu verwenden und so eine Trendwende bei der Befristungsproblematik einzuleiten. Hintergrund: Auf einem bundesweiten Treffen von NGAWiss war die Idee aufgekommen, an einem übergreifenden symbolischen und auch möglichst handlungspraktisch-konkreten „Rahmen“ der hochschulpolitischen Aktivitäten von NGAWiss, ver.di und GEW zu arbeiten. Weitere Treffen zwischen den drei Akteuren haben die Hochschulpaktverhandlungen als Gelegenheitsfenster erkannt und sie zum Anlass für den Aufbau einer engen Kooperation genommen. Diese Kampagne muss in vielerlei Hinsicht als Erfolg bewertet werden. Das gilt einerseits für die Mobilisierung nach Innen. Es ist NGAWiss gelungen, die beiden konkurrierenden Gewerkschaften wieder einmal (denn sie pendeln kontinuierlich zwischen Konkurrenz und Kooperation, wobei im Hochschulsektor kooperatives Verhalten bestimmender ist) in einer vertrauensvollen und erfolgreichen Zusammenarbeit zusammen zu bringen. Es ist außerdem gelungen, relevante, eher unpolitische Akteure wie wissenschaftliche Fachgesellschaften zur Unterstützung der Kampagne und der zugehörigen Petition zu motivieren. Die im Rahmen der Kampagne stattfindenden Hearings und Demonstrationen konnte auch viele bisher Außenstehende mobilisieren.
Ähnliches gilt für Erfolge nach außen. Die Resonanz bei der Presse und in den sozialen Medien war enorm und die Kritik des Bündnisses bekam eine mediale Reichweite, die die einzelnen Akteure selbst kaum hätten herstellen können. Ganz besonders ist da die politische Resonanz hervorzuheben. Selbst im Bildungsministerium und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder musste der Befristungsirrsinn als Problem anerkannt werden (siehe Quellen im ersten Kapitel). Die 17.000 Unterschriften der die Kampagne begleitenden Petition wurden offiziell im Rahmen der Paktverhandlungen an die damalige GWK Vorsitzende übergeben. Und die Bayreuther Pro-Befristungs-Erklärung der Universitäts-Kanzler*innen muss sicher ebenso als Gegenbewegung gegen den sich drehenden Wind gelesen werden, den die Kampagne mit angeblasen hat.
Die Basis für all diese disparaten Aktivitäten von NAGWiss wird, wie auch die erfolgreiche Kampagne verdeutlicht, durch eine kontinuierliche Netzwerkarbeit nach innen und außen gelegt. Das Netzwerk pflegt entsprechend Gesprächsfäden zu Gewerkschaften, Parteien, Fachgesellschaften, hochschul- und bildungspolitischen Gremien, zur Bundes- und Landespolitik, zu Kampagnen und Initiativen. Das Netzwerk denkt sich selbst immer als potenziell größer und weitere Akteure im gemeinsamen Anliegen verbindend.
Ohnehin geht ein großer Teil der Aktivitäten nicht vom Netzwerk als Ganzem oder dem Ko-Kreis im Namen des Ganzen aus, sondern findet in den und durch die Mitgliedsinitiativen statt. Diese wiederum haben, wie geschildert unterschiedliche Ansätze, unterschiedliche Aktivitätsniveaus und unterschiedliche Resonanz. Die Existenz des Netzwerks und seiner Medien stellt aber zumindest in gewissem Umfang sicher, dass diese Aktivitäten, auch wenn sie sich weitgehend vor Ort abspielen, in ihrer Wirkung nicht auf diesen engen Raum begrenzt bleiben. Die Präsenz dieser Aktivitäten in der durch das Netzwerk geschaffenen Öffentlichkeit ermöglicht, dass lokale Aktionen als Schablone Verbreitung finden, das Vorbild der einen anderen Mut macht und dass Wissen und Erfahrungen nicht verloren gehen.
Noch einmal kurz zu „Frist ist Frust“: ein zentrales Ziel der Kampagne wurde nicht erreicht – die verbindliche Umsetzung der Forderungen. Das Agendasetting war aber zumindest so erfolgreich, dass Entfristung zum wichtigen Verhandlungsthema und schließlich auch zum Ziel der Pakte wurde (s.o.). Eine verbindliche Regelung findet sich in den Verhandlungsergebnissen bisher aber nicht.
Damit wird das größte Problem hochschulpolitischen Engagements für Gute Arbeit deutlich: schon seit Jahren lassen sich hier gewisse diskursive Erfolge erzielen – mit steigender Tendenz. Doch noch immer wurden die Bastionen der beschäftigtenfeindlichen Politik nicht geknackt, ernste und manifeste Erfolge, die über m.o.w. verbindliche Selbstverpflichtungen hinausgehen, bisher nicht erzielt. Größere und nachhaltige Erfolge lassen sich denn wohl auch nur in breiten Bündnissen mit Gewerkschaften und anderen Akteuren erreichen, insbesondere, wenn es eines Tages gelingen soll die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst entsprechend der Bedürfnisse des Wissenschaftsprekariats zu beeinflussen. Das Netzwerk hat sich in dieser Konstellation zu einem Akteur von Belang gemausert, der neue Dynamiken ins Feld bringt. Um diese Rolle langfristig einzunehmen, wird es aber unumgänglich sein, sich selbst strukturell stärker aufzustellen, finanzielle und organisatorische Ressourcen zu mobilisieren, Entscheidungswege zu formalisieren und dabei trotzdem gleichzeitig offen und flexibel zu bleiben. Eine Organisationsstruktur wie die jetzige droht immer potenziell der „Tyrannei der Strukturlosigkeit“ (Freeman 2013) zum Opfer zu fallen; ebenso droht, auch dies erfahrungsgesättigt, das Ausbrennen einer Kerngruppe überlasteter (Hyper-)Aktiver. Andererseits verhindert die jetzige Struktur durch ihre Unabhängigkeit das Abwetzen der eigenen Radikalität und Angriffslust beim Abarbeiten an den Institutionen.
Die Geschichte des Netzwerks enthält auch ganz konkrete, handlungspraktische Lektionen, die allerdings wenig überraschen: Ein so schneller Aufbau und eine so schnelle Etablierung als Player im hochschulpolitischen Feld wären nicht ohne die vielfache Vernetzung nach außen möglich gewesen. Diese hat zum einen Bündnisse ermöglicht und zum anderen erlaubt, immer wieder gewisse materieller Ressourcen zu erschließen, ohne die die Arbeit nie so schnell vorangeschritten wäre. Dabei waren auch erfahrene politische Aktivist*innen bedeutsam, deren Wissen als organische Intellektuelle in einem solche Feld besonders wichtig ist, wo viele junge Menschen eher anpolitisiert werden und – verhältnismäßig geschichtslos – erst erste Erfahrungen in der Mobilisierung und Organisierung sammeln müssen. In der konkreten Arbeit zeigte sich das auch immer wieder an dem immensen Bedarf der Zielgruppe, ihre Nöte, und Sorgen, ihren Ärger und ihre Wut zu artikulieren – bei der parallel bestehenden Schwierigkeit diese Gruppe zu praktischem Engagement mit einigem Einsatz von Zeit zu bewegen. Daher muss die Mobilisierungsfähigkeit zumindest für Straßenproteste, Blockaden und Streik weiter vorsichtig-realistisch eingeschätzt werden: weitere Politisierung verlangt weitere Bemühungen und ganz genaue Analysen. Der Streikvoluntarismus, der am Beginn dieser kleinen Erfolgsgeschichte stand, musste relativiert werden. Bis zum bundesweiten Hochschulstreik, der noch immer als Mittel mit wirklichem Druckpotenzial betrachtet werden muss, liegt noch ein Stück Weg vor uns.
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Ullrich, P. & T. Reitz, 2018: Raus aus der prekären Mobilität. Forum Wissenschaft 2/2019, S.23–24, http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-7173.
[1] Prekäre Mobilität ist „die durch unsichere Beschäftigungsverhältnisse erzwungene bzw. geforderte fast grenzenlose zeitliche und räumliche Verfügbarkeit der akademischen Wissensarbeiter*innen, die sie nomadisch zwischen den Hochschulen und Forschungseinrichtungen hin- und herspringen lässt, immer bereit, jede Möglichkeit zu ergreifen, ohne Rücksicht auf Bindungen jedweder Art.“ (Ullrich & Reitz 2018: 23).
[2] Die Beschäftigungsbedingungen von Wissenschaftler*innen im akademischen Mittelbau i.w.S. sind überwiegend geprägt durch eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen – durch einen extremen, politisch inszenierten Wettbewerb auf Quasi-Märkten einerseits (‚akademischer Kapitalismus‘) bei gleichzeitigem Weiterbestehen ‚feudaler‘, also stark personaler Abhängigkeiten von den Professor*innen (als Vorgesetze in Quasi-Arbeitgeberfunktion sowie Betreuer*innen und Gutachter*innen der Qualifikationsarbeiten). Mobilisierungs- und protestförderlich scheinen in diesem Feld strukturelle Spannungen (Konflikte um die Wissensgesellschaft), subjektives Leiden, und anschlussfähiges Framing (Ungerechtigkeit, Ausbeutung) mit hoher medialer Resonanz. Doch es dominieren hinderliche Handlungsstrukturen (Fehlen von Ressourcen, politischen Gelegenheitsstrukturen, kollektiver Identität), im Einzelnen: ein geringer gewerkschaftlicher Organisierungsgrad, die Schwäche alternativer Interessensvertretungen/Konfliktstrukturen, die Engagementfeindlichkeit der Beschäftigungsverhältnisse selbst, doppelte personale Abhängigkeiten, selbstunternehmerische Subjektivitäten, die hochgradige Binnendifferenzierung, Statusdisparitäten und ihre feldinterne Legitimierung, die Flüchtigkeit der Arenen des Konfliktaustrags, universitätsinterne Verantwortungsdiffusion (nach Ullrich 2019b).
[3] Gesprochen [en-ga-wiss].
[4] Dieser Aufsatz beschäftigt sich vor allem mit der Organisierung des wissenschaftlichen Personals im engeren Sinne. Die Metapher der Ständegesellschaft wäre deutlich überdehnt, wenn Studierende und administrativ-technisches Personal noch mit in den Blick kämen.
[5] „Mit der dauerhaften Förderung ab 2021 soll insbesondere unbefristetes, mit Studium und Lehre befasstes Hochschulpersonal ausgebaut werden.“ (BMBF-Internetredaktion 2019), vgl. a. die Antwort der Bundesregierung auf die Frage von Grünen-MdB Kai Gehring http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/19/19117.pdf, S. 14364.
[6] Der Aufsatz dient mindestens dem Doppelzweck der Reflexion und der Dokumentation. Um mehr am Allgemeinen Interessierte Leser*innen nicht zu vergraulen finden sich insbesondere viele Details zur Geschichte und Vorgeschichte, die vielleicht eher für aktiv Beteiligte von Interesse sind, in den Fußnoten – die dadurch wiederum recht lang sind.
[7] Tagung „ReClaim University. Die Universität als Arbeitsplatz für kritische Wissenschaftler*innen?“, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Februar 2016, Berlin. Die Streik-Arbeitsgruppe wurde von dem emeritierten Hochschullehrer und -aktivisten Peter Grottian initiiert, der dem sich später bildenden Netzwerk fortan als Förderer, Antreiber und Kritiker verbunden blieb.
[8] Das Netzwerk Prekäres Wissen vernetzte „Bildungs- und Wissensarbeiter*innen“ unterschiedlicher Sektoren (freie Bildungsarbeit, Hochschule und Forschung, Volkshochschulen u.a.) im Raum Berlin/Potsdam, u.a. durch ein kollektiv-dezentral betriebenes Weblog, gelegentliche Projekte und niedrigfrequente Treffen, die nicht zuletzt dem lockeren Austausch und der Befriedigung eines starken Lamentobedürfnisses dienten. Dieser niedrigschwellige Ansatz sollte die schwierige Organisierbarkeit der Zielgruppe reflektieren. Öffentliche Resonanz erfuhr das Netzwerk v.a. für seine Erhebung und Berechnungen zu tatsächlichen (also alle anfallenden Arbeitszeiten beachtenden) Stundenlöhnen in der Bildungsarbeit (Netzwerk „Prekäres Wissen“ 2016).
[9] Unter den Beteiligten waren Vertrauensdozent*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Initiatoren der Kampagne „Exzellenzkritik“ gegen die Exzellenzinitiative und Aktive aus lokalen bzw. fachlich organisierten Mittelbauinitiativen, Privatdozenteninitiativen, Gewerkschaften usw. Dazu stießen bald Vertreter*innen vom Freien Zusammenschluss der Studierendenschaften (fzs) und der Linksjugend Solid, vom ASTA der Technischen Universität Berlin (wo viele der ersten Treffen am Zentrum Technik und Gesellschaft stattfanden) u.v.m. Die Beteiligung der RLS-Vertrauensdozent*innen erlaubte eine gelegentliche, relativ unbürokratische Unterstützung durch die Stiftung.
[10] https://ngawiss.uber.space/gruendungsaufruf/ [2019-10-24].
[11] Die Tagung „Alternativen zur prekären Beschäftigung an deutschen Hochschulen“, 20.1.2017 wurde von der Leipziger Mittelbauinitiative MULe organisiert und von der GEW Sachsen und ver.di unterstützt.
[12] Einige internationale Aktive im Netzwerk, die Vernetzung mit Vertretungen internationaler Akademiker*innen auch in Deutschland, bspw. durch Kooperationsveranstaltungen, sind die ersten Schritte raus aus diesem Manko. Ein grundlegende Internationalisierung wäre allerdings auch mit Kosten verbunden (organisatorischer Aufwand von Mehrsprachigkeit und stärkerer Abdeckung internationaler Themen) und ist deshalb tendenziell überfordernd für die schwachen Strukturen.
[13] Unter dem Terminus Mittelbau versteht das Netzwerk mangels besserer Begrifflichkeiten in einem sehr weiten Sinn alle nicht auf Lebenszeitprofessuren Beschäftigten in Wissenschaft und Forschung, von studentischen Beschäftigten, über Lehrbeauftragte, akademische, wissenschaftliche und künstlerisch Beschäftigte, inklusive Lehrkräfte für besondere Aufgaben, akademische Räte, Juniorprofessor*innen, und Privatdozent*innen.
[14] https://ngawiss.uber.space/weshalb-wir-uns-um-eine-gefaelligkeitsevaluation-des-wissenschaftszeitvertrags-gesetzes-nicht-bewerben/ [2019-10-24].
[15] Für dessen Arbeit war es immens wichtig, gelegentlich kleine Werkverträge von Förderern wie der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu organisieren, die konkrete Projekte ermöglichten und so, nicht zuletzt durch Entlasung des Ko-Kreises, den schnellen Aufbau des Netzwerkaufbaus erst mit ermöglichten.
[16] Dies betrifft neben dem „Netzwerk Prekäres Wissen“ u.a. die Gruppe „wissen_lohnarbeit“ und die linken Literaturwissenschaftler*innen der Gruppe „undercurrents“.
[17] https://ngawiss.uber.space/bayreuther-bankrotterklaerung/ [2019-11-02].
[18] So wurden in einem Projekt des Netzwerks sämtliche Anfragen aus Bundes- und Landesparlamenten, die sich mit Beschäftigung an den Hochschulen befassen, zusammengetragen und für die Datenverarbeitung aufbereitet. So stehen jetzt feingliedrigere Informationen zur Verfügung als sie den hoch aggregierten Statistiken des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs (Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013, 2017) u.ä. entnommen werden können (https://ngawiss.uber.space/informationen-und-daten-zur-lage-des-mittelbaus/ [2019-11-02]).
[19] Fakten zur Lage und Antworten auf typische gegnerische Argumentationen werden beispielsweise in einem (halböffentlichen) Wiki gesammelt und kontinuierlich fortgeschrieben. Dort gibt es auch einen Leitfaden, der Mittelbauinitiativen oder Ini-Gründungsprojekten grundlegende Informationen an die Hand gibt, auf denen sie ihre Arbeit aufbauen können.
[20] https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/hochschulen-rektoren-sehen-kaum-handlungsbedarf-bei-befristeten-jobs-a-1144043.html [2019-10-27].