Nachruf auf Peter Grottian († 29.10.2020)
15740
post-template-default,single,single-post,postid-15740,single-format-standard,bridge-core-3.0.9,qode-page-transition-enabled,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-title-hidden,transparent_content,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-29.7,qode-theme-bridge,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-6.13.0,vc_responsive

Nachruf auf Peter Grottian († 29.10.2020)

Mit Trauer haben wir im Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss) die Nachricht vom Tod des Politikwissenschaftlers und Politikaktivisten Peter Grottian aufgenommen. Er ist am Donnerstag, dem 29.10. verstorben. Peter war für uns ein wichtiger Förderer und ein Vorbild. Er war ein unermüdlicher Didakt und Unterstützer seiner Studierenden am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin (besonderes derer, die unter Schreibblockaden litten) und verzichtete 1985 auf ein Drittel seiner Professur, um die Einrichtung einer Gender-Professur zu ermöglichen. Er hat damit die Kollegialität und Förderung von Diversität, den Verzicht auf Wettbewerbsdenken zugunsten von Kooperationsbereitschaft vorgelebt, die wir uns von allen Vertreter*innen des akademischen Systems wünschen würden.
Peter war auf vielen, insbesondere kapitalismuskritischen Feldern politisch aktiv. NGAWiss verdankt seinem politischen Engagement einen wichtigen Gründungsimpuls. Veranlasst durch seine (bis heute nicht umgesetzte) Idee eines größeren Streiks des akademischen Mittelbaus wurde die Idee geboren, die lokalen, regionalen und fachgebundenen Mittelbau-Initiativen in der deutschen Wissenschaft zusammenzuführen und im Bündnis zu organisieren. Peter Grottian hat diesen Prozess aktiv begleitet und war beim NGAWiss-Gründungstreffen 2017 in Leipzig beteiligt. Zudem wurden wir nachhaltig von ihm unterstützt – ideell durch Anregungen für Aktionen sowie immer streitbare und stets auch drängende Diskussionsbeiträge, aber auch finanziell durch eigene Zuwendungen und Spendensammlungen bei Kolleg*innen. Wir verdanken ihm viel und werden in seinem Sinne weiter streiten. Zugleich wissen wir, dass es uns im strengen Sinne wohl nicht gelingen wird. Denn für Peter konnte es nie schnell genug gehen, war jede Aktion im Zweifel doch zu “kreuzbrav”, die Menge der Betroffenen zu träge, sich entschlossen genug für ihre Interessen einzusetzen. Mit etwas zufrieden zu sein war seine Stärke nicht – aber den Antrieb der darin steckenden Energie werden wir doch vermissen.
Und wer weiß – vielleicht ist demnächst doch die kritische Masse von Engagierten erreicht, die für größere Protestaktionen gegen die prekären Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft nötig ist – und vielleicht entwickeln wir in näherer Zukunft sogar die Streikfähigkeit, die er noch zu erleben hoffte?